Nachhaltig leben und einkaufen

Echtpelz ist wieder da

Obwohl die Pelzindustrie – in Deutschland vertreten durch den Verband Deutscher Pelztierzüchter – gerne etwas anderes behauptet, ist die Kritik an Echtpelz unter Verbrauchern auch in dieser Wintersaison ungebrochen. Die Nachfrage nach Kunstpelz oder anderen Stoffen als Ersatz für Kragen- und Ärmelbesätze an Winterjacken steigt, im Jahr 2013 gaben nach Auskunft des statistischen Bundesamtes über 80 % der Verbraucher an, ein Kauf von Pelz käme für sie nicht in Frage. Angewiesen auf Pelz ist heutzutage selbst im kältesten Winter dank der Entwicklung von Hochleistungskunstfasern tatsächlich niemand mehr – im Gegenteil, diese sind mittlerweile leichter, leistungsfähiger, wärmer und vor allem ohne Leid produzierbar.

Foto: © Michale Körner

Bei der „Gewinnung“ von Pelz sieht das ganz anders aus: Füchse, Marderhunde, Nerze, aber auch Hunde und Katzen werden dafür besonders in asiatischen Ländern unter schlimmsten Bedingungen in engen Käfigen gehalten, brutal getötet und teilweise noch lebendig gehäutet. In einigen Ländern ist die Pelzindustrie daher mittlerweile ganz verboten, in vielen zumindest sehr stark eingeschränkt worden. Produkte mit Fell von Hunden und Katzen dürfen in die EU weder eingeführt noch gehandelt werden, auch wenn sie mangels einer ausreichenden Kennzeichnungspflicht noch immer auch hierzulande auftauchen. In Deutschland gibt es derzeit noch etwa 10 Farmen, auf denen Nerze für die Pelzproduktion leben und leiden. Noch vor wenigen Jahren waren es mehr als doppelt so viele Betriebe, doch eine zunehmende Verschärfung der Richtlinien zur Haltung von Pelztieren wird wohl in absehbarer Zeit für das völlige Verschwinden solcher Farmen sorgen. Obwohl der weitaus größte Teil von Echtpelz weltweit aus der Farm„produktion“ stammt, wird auch Pelz von Wildfängen verarbeitet. Dieser Ursprung ist jedoch nicht weniger grausam, denn insbesondere bei der Fallenjagd auf Beutegreifer (dazu gehören die meisten Pelztiere wie Füchse, Marder oder eben Nerze) nehmen Jäger in Kauf, dass sich gefangene Tiere schwerste Verletzungen zuziehen, bevor sie gefunden und getötet werden. Nicht selten brechen sich Tiere Gliedmaßen oder beißen sich gar selbst die Pfoten ab, wenn sie in einer Falle landen – in diesen Fällen sind sie meist nicht mehr überlebensfähig und verenden qualvoll. Zudem werden auch immer wieder Fälle bekannt, in denen geschützte Tiere wie etwa Wölfe oder Luchse oder auch unbeaufsichtigte Haustiere „versehentlich“ getötet oder schwer verletzt werden.

Giftige Substanzen werden eingesetzt, um Tierhäute haltbar zu machen

Dabei ist mit Echtpelz nicht nur Tierleid untrennbar verbunden, auch für den Käufer bzw. Träger kann die Verwendung von Echtpelz äußerst unangenehme Folgen haben. Denn um die Tierhäute haltbar zu machen, werden nicht selten höchst giftige Substanzen eingesetzt, die gefährliche allergische Reaktionen auslösen können. Welche Mittel bei der Verarbeitung im Einzelnen aber zum Einsatz kommen, ist meist ein streng gehütetes Geheimnis. Ein Beispiel dafür ist das Modeunternehmen Bogner, welches sich im vergangenen Winter als Ziel einer groß angelegten Tierschutzkampagne sehen musste. Das Münchener Luxuslabel verwendet für seine teuren Kollektionen unter anderem auch Pelze aus Asien, behält Details zur Herkunft und Verarbeitung aber lieber für sich. Unter dem bezeichnenden Kampagnenmotto „Bogner tötet“ haben Tierschützer monatelang direkt vor den Filialen der Kette mit teilweise spektakulären Aktionen und großen Plakatwagen Kunden und Passanten über die Verwendung von Echtpelz informiert und so einen nicht unerheblichen Einfluss auf potentielle Käufer ausgewirkt. Das Unternehmen selbst kommentierte die Kampagne nicht, auch auf die Forderung nach einem Verzicht auf Echtpelz wurde wohl auf Anraten von Anwälten nicht weiter eingegangen. Dabei wäre Bogner mit einer Verzichtserklärung in guter Gesellschaft, denn die sinkende Akzeptanz von Echtpelz unter den Verbrauchern hat immer stärkere Auswirkungen auch auf das Modeangebot im Einzelhandel. So haben in den letzten Jahren große Marken und Anbieter wie H&M, Jack Wolfskin, Calvin Klein, Tommy Hilfiger, S.Oliver oder auch Hugo Boss den Verkauf von Pelz eingestellt und ihr Angebot auf Alternativen ausgerichtet. Echtpelz hat ein schlechtes Image, von dem sich immer mehr Hersteller und Designer befreien wollen und weswegen sie Pelze aus ihren Kollektionen verbannen. Für Tierschützer und kritische Konsumenten ist dies eine sehr zu begrüßende Entwicklung, denn sie zeigt, dass wie in vielen anderen Bereichen auch hier die Nachfrage das Angebot bestimmt. Es bleibt zu hoffen, dass auch hartnäckige Verweigerer wie Bogner den Geist der Zeit erkennen und sich aus dem Pelzgeschäft zurückziehen werden.

Jan Peifer