Tierfreundlicher Garten | Herbst

Der tierfreundliche Garten im Herbst

In einem naturnahen Garten, der Wildtiere willkommen heißt, gibt es immer was zu tun. Dabei geht es jedoch nicht um Aufräumen und Saubermachen, sondern um Entwickeln und Teilen.

Kugeldisteln sind auch im Herbst und Winter hübsch anzusehen. Foto: © Ursula Bauer

Gerade im Herbst, wenn es in den Fingern juckt, zu Rechen und Schere zu greifen, sollte man sich zügeln. Denn Tiere kommen viel lieber in einem unaufgeräumten und ein bisschen wilden Garten, in dem sie finden, was sie zum Leben brauchen.

Beerensträucher nicht schneiden

In der kalten Jahreszeit haben Vogelarten wie Drossel, Amsel und Rotkehlchen einen „Beerenhunger“. Die Früchte von Sträuchern wie Schlehdorn, Holunder, Weißdorn und Hundsrose helfen ihnen über den Winter und sollten daher im Herbst auf keinen Fall zurückgeschnitten werden.

Einen Teil der Früchte hängenlassen

Bei Obstbäumen kann man außerdem einige Früchte hängen lassen. Im Laufe des Winters freuen sich vor allem Meisen und Amseln über diese willkommene Speise. Am Baum hängendes vertrocknetes Obst sollten jedoch entfernt und in der Biotonne entsorgt werden. Diese sogenannten Fruchtmumien werden durch einen Schimmelpilz verursacht, der im kommenden Frühjahr das neue Obst infizieren kann. Außerdem raten wir, das Fallobst regelmäßig aufzusammeln. Gesunde Früchte können verwertet oder in geringen Mengen auf den Kompost oder an eine abgelegene Stelle gebracht werden, wo sich dann unter anderem Vögel, Schmetterlinge, Käfer, Hornissen und Wespen darüber hermachen können. Schimmelige, faulige oder von Schädlingen befallene Früchte sollten jedoch am besten in der Biotonne entsorgt werden, damit sich Krankheiten nicht ausbreiten können.

Teilen macht auch bei Nüssen glücklich

Wenn man Wal- und Haselnüsse vom Baum oder Strauch pflückt, läuft man Gefahr, dass sie noch nicht reif sind. Daher wartet man lieber, bis alles von Mitte September bis Ende Oktober selbst herunterfällt. Wie beim Obst sollten wir auch bei den Nüssen an die Wildtiere denken und einen Teil an Ort und Stelle liegenlassen.

Nüsse werden sofort mit Eichhörnchen assoziiert, aber auch Vögel schätzen die fetthaltigen Schließfrüchte, die ihnen im Winter viel Energie liefern. Einige Arten mit starkem Schnabel wie Spechte, Elstern und Krähen können die harten Schalen der heimischen Wal- und Haselnüsse meist selbst knacken. Die zarteren Meisen, Finken und Rotkehlchen müssen dagegen warten, bis die „Großen“ verschwinden, um sich über die Reste herzumachen.

Stauden nicht zurückschneiden

Die Samenstände von Stauden, Disteln und Sonnenblumen werden in der kalten Jahreszeit besonders gerne von Finken, Meisen und Sperlingen herausgepickt. Daher ist es besser, diese Pflanzen im Herbst einfach als Ganzes stehen zu lassen und erst im kommenden Frühjahr die Stängel abzuschneiden. In diesen verstecken sich außerdem Insekten wie Wildbienen und Florfliegen sowie Spinnen zur Winterruhe.

Herbstzeit ist Pflanzzeit

Bäume und Sträucher

Für die Pflanzung von Gehölzen ist ab Mitte Oktober die beste Zeit. Dann haben die oberirdischen Pflanzenteile ihre Blätter verloren und wachsen nicht mehr, während sich unterirdisch vor dem Bodenfrost noch viele neue Wurzeln bilden.

Bei der Wahl der Gehölze sollte im Naturgarten der Nutzen für die heimische Tierwelt im Vordergrund stehen. Empfehlenswert sind Sträucher, deren Blätter von Raupen gefressen werden, deren Blüten unseren Insekten Pollen und Nektar liefern und deren Früchte den Vögeln schmecken. Beispiele für solche Alleskönner sind Roter Hartriegel, Vogelbeere und Schwarzer Holunder. Mit Dornen oder Stacheln bewehrte Arten wie Brombeere, Himbeere, Schlehe, Weißdorn und Wildrosen bieten Vögeln zusätzlich Schutz vor Fressfeinden sowie während des Brutgeschäfts.

Stauden

Natürlich kann man Stauden auch im Frühling und Sommer pflanzen. Vorteile des Herbstes sind jedoch, dass der Boden noch angenehm warm und mit zunehmenden Niederschlägen zu rechnen ist, wodurch ein gutes Anwachsen der Pflanzen begünstigt wird.

Für den Naturgarten eignen sich insektenfreundliche Wildpflanzen wie beispielsweise die Banater Kugeldistel (Echinops bannaticum). Ursprünglich in Südost-Europa beheimatet kommt diese schöne, über 1 Meter hohe Staude mit intensiv blauen Blütenkugeln inzwischen auch an einigen Stellen in Deutschland vor. Echinops gilt als „Super- Insektenpflanze“. Neben Schmetterlingen und Käfern besuchen allein 55 Wildbienenarten ihre Blüten, in denen reichlich Pollen und Nektar stecken. Neben Kugeldisteln und anderen Distelarten gibt es samenbildende Stauden wie beispielsweise Nachtkerze, Wegwarte und Moschusmalve, die unsere Gartenvögel im Winter mit natürlicher Nahrung versorgen.

Achten Sie bitte bei der Wahl der Pflanzen darauf, dass diese wenig Wasser benötigen und hitzeresistent sind. Als Folge der globalen Erderwärmung stehen uns sonnige, heiße und niederschlagsame Sommer bevor. Unser Wasser ist ein kostbares Gut, das wir möglichst sparsam verwenden sollten. Es gibt eine große Auswahl an geeigneten Stauden, die nicht nur genügsam, sondern auch noch hübsch und insektenfreundlich sind: z.B. Lavendel, Steppensalbei, Katzenminze, Fetthenne, Schafgarbe, Wolfsmilch, Wilde Karde und Eisenkraut.

Gründüngung

Wer nicht genug Laub hat, kann zwischen September und Oktober im Nutzgarten zum Beispiel Bienenfreund (Phacelia) aussäen. Wir kennen die Pflanze als hübschen Insektenmagnet. Aber auch auf abgeernteten Beeten leistet sie wertvolle Dienste, da sie Stickstoff bindet, verdichtetes Erdreich auflockert, das Wachstum von Unkraut unterdrückt und Humus bildet. Pflanzenreste, die über den Winter nicht verrottet sind, können im Frühjahr einfach mit untergegraben werden.

Möglichst keine Gartenmaschinen verwenden

Im Herbst werden gerne Laubbläser oder -sauger verwendet, um die Blätter ohne große Anstrengung von Bereichen zu entfernen, wo sie unerwünscht sind. Leider werden durch deren Einsatz jedoch Millionen Kleintiere getötet. Neben Schnecken, Spinnen, Asseln, Regenwürmern, Insektenlarven und Tausendfüßern sind auch kleine Frösche, Jungigel und Ringelnattern in Gefahr. Was nicht geschreddert wird, stirbt in dem rasenden Luftstrom, der eine Geschwindigkeit von über 200 km/h erreichen kann. Bitte verzichten Sie auf diese gefährlichen und extrem lauten Geräte, und greifen Sie bei Bedarf wieder zum guten alten Rechen.

Wertvolles Laub nicht entsorgen

Während im Herbst überall das von den Bäumen abgefallene Laub zusammengerecht oder -geblasen und schlimmstenfalls in die Mülltonne gestopft wird, bleibt das wertvolle Material im Naturgarten an Ort und Stelle. Entweder lässt man es einfach liegen, wo es ist, oder man verteilt es unter Bäumen und Büschen. Die Blätter werden von Regen-würmern und anderen Kleinlebewesen gefressen und so in Humus umgewandelt. Laubhaufen an geschützten Stellen können von Igeln, Mäusen, Spinnen, Käfern, Raupen und Faltern als Unterschlupf und Überwinterungsquartier genutzt werden.

Auch abgeerntete Beete und andere offene Bodenbereiche sollte man mit einer Laubschicht bedecken. Sie verhindert, dass der Boden austrocknet und Mineralien bei Starkregen ausgewaschen werden. Des Weiteren können frostgefährdete Pflanzen mit einem Blätterhaufen vor der Kälte geschützt werden.

Blätter im Garten sind ein wertvolles Gut. Foto: © Ursula Bauer

Nistkästen reinigen

Das Einzige, was wir spätestens Ende September im tierfreundlichen Garten tatsächlich gründlich reinigen sollten, sind die Nistkästen. Denn die im Innern von Vögeln gebauten Nester werden immer auch von diversen Parasiten wie Milben, Zecken und Flöhen besiedelt. Die Plagegeister überleben in der Regel den Winter und warten schon darauf, dem nächsten hilflosen Vogelnachwuchs zu Leibe zu rücken.

Daher sollten die Nistkästen komplett geleert und gründlich ausgefegt werden. Man kann sie auch mit klarem Wasser ausspülen und anschließend gut trocknen lassen. Bitte keine Reinigungs- oder Insektenvernichtungsmittel verwenden! Wenn die Nisthilfen dann wieder aufgehängt sind, können sie von anderen Gartenbewohnern wie Schmetterlingen, Wespenköniginnen oder Siebenschläfern als Winterquartier genutzt werden. Auch manche Vögel polstern sich die gereinigten Kästen neu aus und nutzen sie in der kalten Jahreszeit als Schlafplatz.

Ursula Bauer

Diplom-Biologin bei aktion tier – menschen für tiere e.V.